Der Psychoanalytiker und Erforscher des kollektiven Unterbewusstseins C.G. Jung ist das Bindeglied zwischen John Cage und der Quantentheorie.

John Cage beruft sich in seiner Kunst seit den 50er Jahren auf das das I Ging, auf das chinesische Buch der Wandlungen, durch dessen Befragung er zu seinen Kompositionen findet.

C.G Jung schrieb das Vorwort zur ersten englischsprachigen Ausgabe des I Ging: The I Ching or Book of Changes, New York 1950, eine Ausgabe, die John Cage für seine künstlerische Arbeit vorgelegen haben muss.

Zur gleichen Zeit und schon seit den dreißiger Jahren stand Jung im engen gedanklichen Austausch mit dem österreichischen Quantenphysiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli, dessen Träume Jung in seiner Traumforschung als Beispiele verwendet.

Cage äußert sich nicht nachweislich zur Quantenphysik, doch für Pauli war das I Ging eine Quelle der Erkenntnis, und beide, den Künstler John Cage und den Wissenschaftler Wolfgang Pauli verbindet die Frage nach dem Wesen der Information.

Die nichtkausale Struktur, die Synchronizität und das Zufallsprinzip der Information, auf die Jung in seinem Vorwort zum I Ging hinweist, und über die Cage in Ausführungen zu seiner Kunst spricht, wurde in langen Gesprächen zwischen Pauli und Jung herausgearbeitet und von Wolfgang Pauli im Aufsatz Wahrscheinlichkeit und Physik für eine Internationale Zeitschrift für Philosophie der Erkenntnis beschrieben (Dialectica, CH-La Neuveville, 1954).

Die abendländische Wissenschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert verstand Information als etwas stetig Vorhandenes, das mit den richtigen Messeinheiten konsistent abgerufen werden könnte. Noch Albert Einstein hatte diese Auffassung und sträubte sich gegen die neue Theorie des Zufalls.

Information, die aus dem absoluten Zufall heraus durch Messung erst entsteht ist das Wesentliche der Quantenphysik, und diese Erkenntnis war eine Revolution in der Physik.

Doch im allgemeinen Bewußtsein ist sie nicht angekommen, dem Denken außerhalb der Naturwissenschaft bleibt diese Revolution zu unanschaulich, dieses neue Konzept der Information zu obskur.

Kunst kann auf Wirklichkeit hinweisen, und als Künstler hatte Cage schon eine Vorstellung von komplexen Vorgängen, bevor er sich mit Zen und dem I Ging beschäftigte. Durch Befragen des I Ging ließ Cage schließlich die Information für seine Musik entstehen.
In den Ursprungsmythen des alten Textes tauchten die Zeichen des I Ging auf magischen Tafeln aus Flüssen auf, die Philosophie des Dao(Naturgesetz) ist auf die Bewegung der Dinge im Wechsel gerichtet.
John Cage folgt dieser Weltsicht mit seinen Kompositionen.


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